Eingezwängt zwischen Innerer Kanal-, Venloer- und Subbelrather Straße vergisst man die Existenz der Bezirkssportanlage “Prälat Ludwig Wolker” gelegentlich. Dies hat auch seine Vorteile: Abgesehen vom Verkehrslärm ist es ein verstecktes, beschauliches Plätzchen, nicht überlaufen und nicht durchoptimiert wie immer mehr Flächen in Köln. Neben den drei Fußballplätzen, gibt es Tennisplätze, einen Minigolfplatz mit Kultstatus und viel Grün.
Doch die Unberühmtheit der Anlage hat auch ihre Nachteile, nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit wollten ein Fußballverein und das Sport- und Bäderamt nun Fakten schaffen. Es geht um nichts weniger als den kompletten Umbau der Fußballfelder. Im Zuge dessen sollen nicht nur Kunstrasenplätze entstehen, sondern auch ein kleines Stadion, ein Vereinsheim und schlappe 190 Parklätze für die Besucher der Anlagen. Soviel Platz ist auf dem Gelände nicht! Daher sollen große Teile der Alleen gefällt werden.
Hier wurde die Bezirksvertretung Ehrenfeld hellhörig. Zunächst reichte man ihr die Baumaßnahme lediglich als Mitteilung herein, doch die BV Ehrenfeld nahm die Sache an sich, und wird nun vor Vertragsabschluss mit dem DSK Köln e.V. mitreden. Ein Bürger Ehrenfelds wies in diesem Zusammenhang noch auf eine andere Merkwürdigkeit hin: Die Anlage (mit ihren Alleen!) steht seines Wissens nach unter Denkmalschutz, sie ist Teil des zu Beginn der 1920er Jahre entstandenen Inneren Grüngürtels.
DEINE FREUNDE fragten im für Denkmalschutz zuständigen Kulturausschuss nach. Die Antwort bestätigt in Sachen Denkmalschutz unsere Vermutung, ist zum Anderen aber auch erschreckend. Es wird nämlich klar, dass das Sport und Bäderamt mit dem Verein alleine verhandelt hat, ohne weitere Dienststellen mit einzubeziehen. Dies ist fürs Sportamt mehr als peinlich: Entweder sie haben nicht ordentlich in ihre Karten geguckt und wussten nichts vom Denkmalschutz, oder (noch schlimmer) sie wussten es, und haben den Stadtkonservator schlicht nicht informiert. So oder so, die gefällte Allee scheint dem Sportamt schnurzpiepe zu sein, die notwendigen Baumfällungen werden in ihrer Mitteilung mit keinem Wort erwähnt.
Ebenfalls vollkommen untergegangen ist ein Beschluss des Bürgerhaushaltes 2015. Im diesmal veedelsorientierten Bürgerhaushalt kam der Vorschlag innerSKATE auf den zweiten Rang im Stadtbezirk Ehrenfeld. Dieser Vorschlag möchte eine bislang ungenutzte Fläche innerhalb der Anlage zu einer Skateanlage ausgebaut sehen. Die Verwaltung lehnte den Vorschlag ab, doch Bezirksvertretung Ehrenfeld und auch der Rat forderten eine Umsetzung des Beschlusses. Spannend zu beobachten wie dies bei den massiven Umbauplänen gelingen soll, und ob am Ende ein Beschluss des Bürgerhaushaltes vielleicht doch nichts wert ist – Bürgerfrustrierung inklusive!
Stadtkonservator und Sport- und Bäderamt jedoch werden nun endlich gemeinsam beraten. Bleibt zu hoffen, dass der Denkmalschutz in diesen Gesprächen stark bleibt.
DEINE FREUNDE begrüßen natürlich das Engagement des DSK Köln e.V. für den Breitensport und für die Modernisierung der Anlagen. Neben städtischen Fördermitteln (rund 1,8 Millionen Euro) möchte der Verein einige Millionen Euro selbst aufbringen – ein ambitioniertes Projekt! Wir glauben aber, dass man eine Lösung finden kann, die zum einen dem Denkmalschutz gerecht wird, und auf Baumfällungen verzichten kann. So ist eine ebenerdige Fläche für rund 190 Parkplätze überdimensioniert, ein Verzicht würde neue Gestaltungsspielräume schaffen. Und wer weiß, vielleicht können mit einer klugen Planung Grün- und Denkmalschutz sogar gewinnen, einige Ideen dazu gibt es bereits. So ist im Radwegekonzept Innenstadt bereits an eine Querung der Inneren Kanalstraße ungefähr auf Höhe des Telekomhochhauses gedacht, auch könnte man die Allee in Richtung Moschee verlängern, um die Anlage so wieder besser an die Venloer Straße anzuschließen. Eines hat die Debatte bereits jetzt schon erreicht, die Bezirkssportanlage ist zurück ins öffentliche Bewusstsein gelangt – eine Anlage an der sich die EhrenfelderInnen auch in Zukunft erfreuen können sollten!
Die Beantwortung unserer Anfrage zum Denkmalschutz der Bezirkssportanlage als pdf
Der Kölner Stadt-Anzeiger zum Thema
Die Kölnische Rundschau zum Thema
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